Heldenmarkt im Postbahnhof
Heute und morgen findet im Berliner Postbahnhof der Heldenmarkt statt. Es geht um nachhaltige Produkte, wobei die Palette von Möbeln über Anlagemöglichkeiten hin zu Speisen geht. Kinderprogramm, Diskussionsrunden, Vorträge und Musik – für alles ist gesorgt und trotzdem fühle ich mich hier nicht wohl. Ich sitze inmitten einer Reihe Öko-Klischees: Indisch angehauchter Elektrosound scheppert halblaut aus den Boxen in der Halle, meine Tischnachbarn unterhalten sich über die vielen Vorteile von Dinkel und zupfen sich an Ihren Batiktüchern, während die Verkäuferin am Essensstand hinter mir einem interessierten Herren detaillierte Auskunft zu seiner Quiche gibt: „Klar, da sind nur Ökosachen drin.“ Nicht zu vergessen: Greenpeace hat ein paar Plakate mit traurig dreinguckenden Orang Utans aufgehangen. Irgendetwas stimmt hier nicht. Wenn man versuchen will Menschen dazu zu bewegen sich Gedanken zu machen, was der Einzelne konsumiert, dann sollte man dringend aufhören in seiner eigenen Welt zu leben, in der man all diese Dinge gegebenenfalls schon tut, sondern sich vielmehr in die Menschen hineinversetzen, die das noch nicht tun. Denn es geht bei einem solchen Markt doch nicht darum das eigene Bewusstsein und Handeln zu feiern, sondern vielmehr darum das Verständnis und die Notwendigkeit eben dafür anderen Menschen näher zu bringen. Schwierig eine Veranstaltung gut zu heissen, wenn man sich selber als nachhaltig handelnden Menschen versteht, es zumindest versucht und der Eindruck einem alles andere vermittelt als die Verbreitungsmöglichkeit und Bewusttseinsschaffung für das Thema.
Vielleicht sehr Ihr das alles völlig anders, aber für mich fühlt es sich an, als verfehlt die Veranstaltung das eigene Thema oder ich verstehe eben dieses falsch. Geht es um Information und Aufklärung hin zu Menschen den man das Thema nahelegen möchte oder um etwas anderes? Wer sich selber ein Bild machen will, kann heute noch bis 20:00h in den Ostbahnhof kommen oder morgen den ganzen Tag. Der Eintritt sind 5 Euro. Ich trinke noch mein Bier aus, ein würziges süßes Märzen von Schoppe Bräu. Der Verkäufer war im Übrigen toll: Witzig, eloquent und auf Nachfrage gab es ein paar Infos zum Berliner Gebräu. Mehr wollte ich nicht. Ein Bier, ein gutes Gefühl und die Adresse der Kneipe wo ich das Glas erneut leeren kann. Vielen Dank, ich lasse es mir schmecken und fahre gleich wieder heim – mit der Bahn.
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