Butterbrote: Weil ein Steaksandwich mich zu sehr fordert
Wer wissen will wie man sich einen Abend so richtig versauen will, der lese nun mit Bedacht und recht aufmerksam die folgenden Zeilen: Man nehme ein Baguette von gestern, was eine gewisse Grundhärte erreicht hat, weil man es nicht richtig gelagert hat. Das Brot halbiert man ohne Bedacht, so dass es keine geraden Schnittflächen gibt, sondern die Hälften Eiger-Nordwand-Steile Schnittflächen bekommen, so dass man es auf gar keinen Fall belegen kann ohne das alles hinterrutscht. Man nimmt Dijon-Senf und bestreicht diese Flächen lieber mit zu viel als mit zu wenig davon. Parallel schneidet man hektisch und egal wie zur Faser beste Oberschale vom Rind, die man eigentlich zu Rouladen verwerten wollte, aber aus Faulheit lieber ein Steaksandwich plant, in ungleiche Streifen. Diese gibt man mit zu viel Salz und zu wenig Pfeffer in eine Pfanne, wartet so lange bis der Fleischsaft komplett herausgetreten ist und rührt laufend um, in der Hoffnung, dass sich das dann schon gibt. Die Pfanne wird samt Inhalt zur Seite gestellt und man erhitzt ganz kurz eine in Streifen geschnittene Zwiebel, eine in Scheiben geschnittene Karotte und viel zu viel Knoblauch in einer zweiten Pfanne – schliesslich will man ja benutzen was man so an Küchengerät hat und das mit dem Spülen erledigt sich nach einem anständigen Abendessen ja quasi von allein.
Das Anrichten: Die beiden Baguette-Häften legt man auf einen Teller, der an sich viel zu klein für das Brot ist, legt darauf unachtsam geschnittenen mageren Speck, in dem sich noch der ein oder andere Knorpel verbirgt. Dann fischt man aus der Pfanne mit dem Fleisch ein paar von Saft und Olivenöl triefende Streifen und legt diese auf eine der schiefen Ebenen. Darauf gibt man ordentlich gehackte frische Minze und das Gemüse aus der zweiten Pfanne. Das Finish erledigt frisch gehobelter Meerrettich und die zweite Hälfte des Baguettes. Hektisch ein paar Fotos machen, falls es schmeckt und man es im Blog der Nachwelt hinterlassen will, ein Glas Rotwein dazu und dann der herzhafte Biss in das selbstgemachte Sandwich. Der Abend ist garantiert gelaufen. Das Brot ist fest, der Senf zu reichhaltig, das Fleisch zäh, das Gemüse lätschig und die Gewürzabstimmung hat nicht stattgefunden. Minze und Meerrettich lassen erahnen, dass sie zusammen funktionieren können. Auch Rindfleisch und Dijon-Senf sind in der Regel unschlagbar (finde ich), aber das hier ist schlicht ungenießbar. Der Rotwein schmeckt, aber mit dessen Herstellung hatte ich auch nichts zu tun. Beim nächsten mal mache ich garantiert wieder Rouladen; jetzt gibt es ein paar Butterbrote – mal sehen was man da so alles falsch machen kann. Rotwein und Butterbrot, rede ich mir gerne ein, schmeckt sowieso viel besser. Endlich mal wieder ein ehrliches Abendbrot.