Parallel zu dem im letzten Monat stattfindendem Valentins-Kochwettbewerb habe ich mir Der Koch von Martin Suter angehört. Passend dachte ich, geht es doch laut Inhaltsangabe um die Verführung des Gegenüber durch aphrodisierende Gerichte.
Heikko Deutschmann liest die Geschichte liebevoll und findet den richtigen Ton für alle Situationen. Martin Suter leistet meines Erachtens solide Arbeit, wobei man von Ihm besseres gewohnt ist, zum Beispiel in Business Class, ebenfalls aus dem Diogenes Verlag.
Die Geschichte ist die eines Koches aus Sri Lanka mit Namen Maravan Vilasam, der in der Schweiz als Spüler in einem Restaurant arbeitet, weil ein tamilischer Asylant in der Schweiz in einem Nobelrestaurant eben nicht kocht, sondern Handlangerarbeiten verrichtet. Als er jedoch mit einer ehemaligen Kellnerin, die in eben diesem Restaurant die Schweizer Hochfinanz bediente, zusammen „Lovefood“ begründet, kommt seine ayurvedische Kochkunst gepaart mit den Techniken aus der modernen Molekularküche voll zur Geltung. Seine Menüs sorgen für eine Luststeigerung schon beim Essen und Abende von Andrea und Maravan werden von gut betuchten Kunden aus besten Kreisen in der Schweiz gebucht. Die Beschreibungen der Gerichte lassen mir das Wasser nicht im Mund zusammenlaufen, weil ich Molekularküche nichts abgewinnen kann. Ich finde es eher Spielerei und hat zu wenig mit tollen Produkten zu tun, die an sich nur wenig brauchen um exzellent zu sein. Im Hörbuch jedoch findet diese Art der Zubereitung von Speisen einen guten Platz, denn hier wird andauernd mit Gegensätzen hantiert: Molekularküche vs. Ayurvedische Küche, Asylbewerber vs. Schweizer Bürger, Homosexualität vs. Heterosexualität, schwarz vs. weiß, Hochfinanz vs. Unterschicht, etc. Genau das ist allerdings nach meinem Empfinden auch das Problem der Geschichte. Es gibt so viele Themen und Schauplätze, die leider nur wenig in der Tiefe behandelt werden und die richtige Beachtung finden. Zu viele schnell niedergeschriebene Fakten, für die man kaum mehr als ein paar Tage Wikipedia-Recherche und ein paar Kochbücher braucht. Man ist von Suter anderes gewohnt.
Aber: In erster Linie soll mich ein Roman unterhalten. Das hat diese Geschichte getan. Keine große Literatur, aber kurzweilig, manchmal amüsant, meistens unterhaltsam und Heikko Deutschmann leistet tolle Sprecherarbeit, die den Roman zu einem echten Hörvergnügen machen.
Disclaimer: Ich arbeite bei Audible.de. Wir verkaufen Hörbuch-Downloads. Auch dieses Hörbuch gibt es dort.