Erste Male

Ich sitze im Flugzeug von Bordeaux nach Paris, wo ich knapp 48 Stunden mit Stevan spannende Dinge lernen durfte. Ein paar Dinge kennt man durch die eigenen kulinarischen Streifzüge in Büchern, Reisen und Restaurants, von ein paar Dingen hat man noch nie gehört. Meistens sind das die sehr einfachen Dinge. Neue Kombinationen von Produkten, die man so noch nie zusammen gesehen, gerochen oder geschmeckt hat.

So einen Moment gab es heute morgen auf dem trubeligen Markt von Libourne in der Nähe von St. Emilion. Der Ort und die umliegenden Weingärten sind UNESCO Weltkulturerbe. Aber aus der Gegend kommen eben nicht nur ein paar der besten Grand Crus, die das Bordeaux hervorbringt, sondern auch Crevetten. Süßwasser-Crevetten aus der Gironde, die kleiner und heller als Nordseekrabben sind und im Gegensatz zu Nordseekrabben mit Sternanis und Lorbeer gegart werden.

Die winzigen Köstlichkeiten werden Beutel-weise auf dem Markt verkauft und bis auf den Kopf knabbert man alles mit. Die hauchdünnen Schalen knacken zwischen den Zähnen, während sich der Geruch von Anis in der Nase mit dessen intensiven Geschmack im Rachen vermengt. Der Lorbeer sorgt dafür, dass man keine vorweihnachtlichen Gefühle bekommt und spielt damit keine unwesentliche Rolle.

Ich befürchte, dass es schwer werden wird frische Nordseekrabben-Rohware in Berlin zu bekommen, mit der man das nachkochen könnte. Vielleicht ist das aber auch genau richtig, denn es gibt ein paar Dinge, die sollte man dort genießen wo sie herkommen.

Der Markt in Libourne ist nur Sonntags geöffnet, die Markthalle direkt nebenan von Dienstag bis Sonntag.

Auf die Reise wurde ich freundlicherweise vom Winzerverband Bordeaux (CIVB) eingeladen.