Foodblogger auf der Republica 2012
Beim Foodblogger-Panel auf der Republica sprachen am Donnerstag nachmittag Vijay Sapre, Sebastian Dickhaut, Nicole Stich und Stevan Paul über Foodblogs in Deutschland. Moderiert wurde von der zauberhaften Ines Gutierrez, die ich leider nicht mehr kennengelernt habe.
Es war eine unaufgeregte Runde, die, je länger die Unterhaltung auf der Bühne weilte, immer relaxter wurde, Witze machte und wunderbar harmonierte.
Es wurde über die Rolle von Foodblogs gesprochen und wie in den Redaktionen von Kochbuchverlagen über Foodblogger nachgedacht wird. Werbung, das Urheberrecht und die spezielle Funktion von Kommentaren in Foodblogs.
Jeder einzelne dieser Punkte kann und hat in der Vergangenheit erhitzte Diskussionen mit dogmatisch vertretenen Standpunkten hervorgerufen. Hier nicht. Ich glaube weil jeder der Panel-Teilnehmer seit Jahren im Geschäft ist und sehr genau weiss, dass es nicht nur pechschwarz und strahlend weiß gibt.
Wer ein paar Minuten drüber nachdenkt, kann sich also vorstellen, dass es in Kochbuch-Redaktionen nicht nur flammende Befürworter von Foodblogs gibt, sondern auch Menschen, die diesen eher kritisch gegenüberstehen.
„Keine einzige Leser-Beschwerde wegen der Werbung in meinem Blog.“
Das böse Wort Werbung wurde nur kurz diskustiert, bis auch hier eine wohltuende Ladung Common Sense einzug hielt. Wenn man wirbt, dann eben für Dinge, die man gut findet. Eine Klobrille spielt da kaum eine Rolle. Reisen und Kochbücher schon eher.
„Man stelle sich mal vor, man müsste für jede Bechamel was abdrücken.“
Über das Urheberrecht wurde geschmunzelt, denn kein Rezept ist urheberrechtlich geschützt. Man brauche keine Piratenpartei, um Rezepte ins Netz zu stellen, die dann kopiert, nachgekocht und weiterverbreitet werden. Das passiere seit Jahren schon von selber.
„Wenn meine Rezepte in Foodblogs auftauchen, sitze ich vor dem Rechner und grinse.“
Die Kommentare in Foodblogs spielen eine besondere Rolle.
Sebastian diskutiert seit sehr lager Zeit über die Kräuter, die in die Frankfurter Grüne Soße kommen, wo es doch eigentlich nur „Wiese und Milch“ sei.
Nicky berichtet über das positive Feedback, was Sie bekommt. Sie führt das darauf zurück, dass dies im englischen und amerikanischen sehr viel üblicher sei, als im deutschsprachigen Raum. Ich ergänze: Ihr Blog ist inhaltlich großartig und dazu wunderschön. Da kriegt man schonmal gutes Feedback.
Stevan freut sich nicht nur, wenn seine Rezepte an anderen Orten im Internet auftauchen, sondern auch, dass er durch die Kommentare in seinem eigenen Blog konstant dazulernt. Denn er kann gar nicht all das wissen, was seine Leser an gemeinsamen Inhalten zusammentragen.
Auf der Bühne wurde keine erhitze Diskussion geführt. Das kann daran liegen, dass die Teilnehmer sich seit einigen Jahren gut kennen und augenscheinlich schätzen. Aber auch als Fragen aus dem Publikum gestellt wurden, zu denen man durchaus unterschiedlich hätte Stellung beziehen können, gab es weitestgehend Konsens.
Ich hab das als sehr angenehm empfunden, da, wenn sich die Foodblogger soweit einig sind, mehr Zeit dafür verwendet werden kann kulinarische Geschichten zu schreiben, Rezepte auszuprobieren, wunderbare Fotos zu schiessen und all das im Blog zu teilen.
Zwei Dinge wünsche ich mir nach dem Panel sehr:
1. Noch mehr Öffentlichkeit für Foodblogger, da von fast allen wunderbare Arbeit geleistet wird und sie als ganzes und manchmal bereits auch im einzelnen ein wichtiges Medium in der kulinarischen Landschaft sind.
2. Mehr Menschen, die Ihren eigenen Foodblog schreiben. Ich will mehr lesen, mehr sehen und mehr Menschen kennenlernen, die sich mit Kulinarik auseinandersetzen. Und mit Ihnen essen.