Sensationell dämlich
Lieber Moritz Bleibtreu,
alles was man aktuell von Ihnen hört ist mir relativ gleich, denn alles was man aktuell von Ihnen hört, sagen Sie, um einen Film zu bewerben, dessen Trailer ich nicht mag und mir also auch nicht ansehen werde. Recht so. Sie sind ja ein Medienprofi. Apropos Medienprofi:
Prominente haben sich schon immer bezahlen lassen, um für irgendwelchen Quatsch Werbung zu machen. Beim Essen ist es immer dann besonders lächerlich, wenn Freitagabend im ZDF Ingwer, Chili und selbstgemachte Fleischbrühen von Sterneköchen gepredigt werden. In der Werbepause am Samstag wird dem armen Zuschauer von eben diesen Sterneköchen dann aber beigebracht, dass es auch alles anders geht, zum Beispiel mit dem Zaubermittel aus der Tüte, Dose oder Tube.
Wie es zu dieser Kluft zwischen echtem Koch und Werbefigur kommen kann, ist so oft durch die selbstgerührte PR-Grütze gezogen worden, dass es keine Antwort mehr auf die Frage gibt.
Und jetzt kommen Sie. Sie geben der Gala ein sensationell dämliches Interview. Wenn Sie einen PR-Berater haben, dann ist dieser entweder genial oder verkriecht sich gerade für ein paar Tage zu irgendeinem Fernsehkoch in die Küche, der einmal in der Causa Fertigbrühe auf ihn gehört hat.
Man liest von Ihnen angesprochen auf Ihre Werbung für McDonald‘s das Folgende:
„Ich bewerbe ein Produkt, das ich selbst konsumiere. Ich esse gern mal einen Cheeseburger, (…).“
Erwähnte ich bereits wie ich das finde? Sensationell dämlich.
Nur kurz: Die Auswirkungen, die der Konsum eines Cheeseburgers haben sind das Eine, aber das eigene bekannte Gesicht dafür herzugeben, für diesen zu werben ist etwas vollkommen anderes. Sollten Sie das nicht verstehen, dann haben Sie sich in ihrem Leben nie mehr Gedanken gemacht als der Kater meiner Nachbarn. Fressen, Schlafen, Sonne, super Leben.
Ich zähle nicht auf, was Sie damit alles falsch machen, denn das wäre die Liste an Dingen, die McDonald’s falsch macht. Genau die gleiche Liste. Aber die kennen Sie eh. Also, glaube ich. Aber das ist Ihnen alles vollkommen egal, denn der Scheck stimmte wohl, wie wir im zweiten Teil Ihrer Antwort erfahren:
„(…) und das Geld, das ich mit Werbung verdiene, bietet mir die Möglichkeit, nur solche Filme zu machen, die ich wirklich machen will, ohne dass Geld da eine Rolle spielt. Man verdient als Schauspieler in Deutschland nämlich viel weniger, als die meisten denken.“
Ich habe keine Ahnung was ein Schauspieler verdient. Das ist auch nicht so wichtig. Es geht darum, dass Sie Ihren Beruf des Filme Machens damit legitimieren gegenüber der Öffentlichkeit Ihre Moral abzulegen. Man kann Werbung auch für vertretbare Produkte machen.
In keiner Weise verteufele ich Werbung. Ich hab damit beruflich selbst zu tun, aber ich glaube fest daran, dass es gute und miserable Produkte gibt. McDonalds produzieren ganz sicher miserable Produkte mit verheerenden Auswirkungen in unzähligen Bereichen.
Dazu sagen Sie dann weiter unten im Interview noch etwas:
„Ich wollte noch nie ein Vorbild sein! Der Gedanke, dass mich irgendjemand als Vorbild nehmen könnte, ist mir absolut nicht geheuer.“
Pssst, Herr Bleibtreu, das kann man sich nicht aussuchen. Die Medien, ups, da sind sie wieder die Schlawiner, machen einen dazu. Ja, die Medien machen einen Menschen zum Vorbild. Und den professionellen Umgang damit muss man lernen. Sie hatten dafür ein bisschen Zeit in Ihrer Karriere. Gelernt haben Sie es nicht. Denn Ihr Versuch eines kleinen PR-Stunts für Ihren Film ist, warten Sie, ich schau es kurz nach: Sensationell dämlich. Und leider liest er sich nicht so wie ein Ausrutscher. Was hängen bleibt ist das Zitat was mir ein mein Freund Flo geschickt hat, um mich auf das Gala-Interview hinzuweisen: „Ihr fandet mich vielleicht cool, aber ich bin ein Vollassi. Mich interessiert mal gar nix.“